Ortsteil Großrinderfeld
Der Ortsteil Großrinderfeld zählt 1.596 Einwohner. Die Gemeinde liegt auf einer Höhe von 309 üNN und weist eine Gemarkungsgröße von 2.290 ha auf. Urkundlich wird der Dorfname 1213 als "Rinterfelt" bezeichnet und von Heimatforscher Prof. Heilig aus Tauberbischofheim als "Feld des Ringo" gedeutet. Berberich führt die erste Urkunde auf das Jahr 1199 zurück, die von Krieger in seinem topographischen Wörterbuch über Baden nicht erwähnt wird. Die Vogtei und einige Einkünfte zu Großrinderfeld überließ 1312 Graf Ludwig von Rieneck dem Stift Aschaffenburg. Zwei Teile der vogteilichen Obrigkeit gelangten 1583 vom Bistum Würzburg an das Erzstift Mainz, den restlichen Teil dürften die Herren von Zobel, die seit 1384 in Großrinderfeld nachzuweisen sind, besessen haben.
1589, sechs Jahre nach dem Übergang der Landeshoheit an Mainz und der Zuteilung des Ortes an das Amt Tauberbischofsheim, beschaffte die Gemeinde ein Gerichtssiegel mit der Umschrift S. ZV GROSSENRINDERFELD 89. Es zeigt das Wappen, das durch das Rad auf Kurmainz deutet, das Rind symbolisiert den Ortsnamen und macht das Wappen "redend". Die Grenzsteine wurden mit Buchstaben (1484: RF, 1564: R, 1602: G und GRF, 1783: GR) bezeichnet. Großrinderfeld war im Mittelalter ummauert; doch sind seit den großen Bränden in den Jahren 1779 und 1826 keine Spuren mehr vorhanden. Vermutlich sind die Steine für Bauzwecke verwendet worden, wie das auch andernwärts der Fall war.
Amtsort
Der Ortsteil Großrinderfeld gehörte bis 1803 zum Kurfürstentum Mainz und unterstand dem Oberamt und der Cent Bischofsheim an der Tauber. Die Amtszugehörigkeit blieb unter dem Fürstentum Leiningen (1803 bis 1806) und dem Großherzogtum Baden unverändert bestehen. So zählt Großrinderfeld zu den ältesten Amtsorten des Main-Tauber-Kreises.
Kriegszeiten
Das Dorf hat im Laufe der Jahrhunderte viele Drangsale durchmachen müssen; zweimal wurde ein Großteil des Dorfes durch Feuer vernichtet. In allen großen Kriegen der vergangenen Jahrhunderte erlebte Großrinderfeld unzählige Truppendurchmärsche, so im Dreißigjährigen Krieg und in den Naopoleonkriegen. Einquartierungen und Requisitionen waren dabei an der Tagesordnung. Im 66´er Krieg diente die Kirche als Lazarett, so dass der Gottesdienst in der Friedhofskapelle abgehalten werden musste. 39 Soldaten haben auf dem Friedhof ihre Ruhestätte gefunden.
Gerichtssiegel
Bürgermeister und Gericht zu Grossenrinderfeldt, im oberen Erzbistum Mainz gelegen, besiegelten die von der Gemeinde ausgestellten Geburts-, Leumunds- und Leibeigenschaftsfreiheitsbriefe mit vnnsers Gerichts vndt gemeinen Fleckhenns Insigill, wie für 1596 und 1606 belegt. Dieses Siegelrecht wurde der Gemeinde vor allem wohl des Siegelgeldes wegen von dem kurmainzischen Oberamtmann Kaspar Lerch von und zu Dürmstein entzogen. Aus Mangel gebräuchlichen Insigils versahen daher die jeweiligen Oberamtmänner zu Bischofsheim von 1617 bis 1691 die von der Gemeinde ausgestellten Urkunden mit ihren Privatsiegeln. Am 08. September 1691 beschaffte die Gemeinde auf eigene Verantwortung wieder ein Gerichtssiegel. Das Gerichtssiegel von 1691 mit der Umschrift Großrinderfeld war bis 1875 in Gebrauch. Daneben verwendete die Gemeinde seit den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts einen runden Farbstempel mit der Inschrift Gemeindeverwaltung Großrinderfeld und ab 1877 einen Stempel mit dem Gemeindewappen im gekrönten Schild. Der Gemeinderat hat 1901 die vom Generallandesarchiv anlässlich der Überprüfung des Gemeindesiegels vorgeschlagenen Wappenfarben angenommen.
Pfarrkirche
Die jetzige, nach dem Erzengel Michael benannte Pfarrkirche wurde im Barockstil nach den Plänen des Mainzer Hauptmanns Schneider in den Jahren 1770 bis 1775 erbaut und 1920 erneuert. Der gotische Turm stammt aus früherer Zeit. Kath. Pfarrkirche, ebenso ein gotisches Christuskreuz aus dem Jahre 1450. Auf der Gemarkung sieht man Bildstöcke, deren Säulen mit Weinlaub geschmückt sind. Daraus ist erkenntlich, dass früher auch in Großrinderfeld Weinbau betrieben worden ist. Schon im Mittelalter war Großrinderfeld ein bedeutender Marktflecken, in dem alljährlich Messen und Märkte abgehalten wurden.
Hof Baiertal
Zum 01. April 1924 wurde die Gemarkung Hof Baiertal mit der Gemeinde Großrinderfeld vereinigt. Hof Baiertal, ostwärts von Großrinderfeld, wird 1463 als „Beyertale der hof“ urkundlich erwähnt. Der Name wird von dem Wort „Baier“ hergeleitet. Die Geschichte des Baiertalerhofes weist die Merkwürdigkeit auf, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Teil dem Fürsten von Salm, der andere Teil dem Hause Zobel unterstellt war. Die Kapelle in Hof Baiertal wurde 1868 erbaut.
Der im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zugeteilte Hof Baiertal, bis zum Anfall an Baden unter fürstbischöflich-würzburgischer Landeshoheit stehend, wurde 1838 in politischer Hinsicht der Gemeinde Großrinderfeld vorübergehend unterstellt. Sechs Jahre, von 1844 bis 1850, war der Hof der Gemeinde Ilmspan zugeteilt. Das Stabhalteramt Hof Baiertal benützte einen Farbstempel, der nur die Inschrift STABHALTERAMT HOF BAIERTAL zeigt. Seitdem führte die abgesonderte Gemarkung folgendes Wappen: In Rot ein silberner schwarzgezäumter Pferdekopf, das in den Farben veränderte Wappen der Herren von Zobel, die eine Hälfte des Hofes als bischöflich-würzburgisches Lehen besaßen. Nach Berberich stand ehemals zwischen Baiertal und Gerchsheim auf der Gemarkung Großrinderfeld eine Burg, von der man 1890 noch Spuren gefunden hat. Politisch gehört der Hof zu Großrinderfeld, kirchlich früher zu Wenkheim, jetzt zu Großrinderfeld.